Wer diese Etappe mit dem Auto bestreiten will, fährt entlang der B 97 und benutzt damit die historische Postroute Zürners, die über Schmorkau, Schwepnitz, Großgrabe und Bernsdorf über 33 km nach Hoyerswerda führte. Scheinbar unverändert ist zudem die Tatsache, dass die Strecke wie zu Zeiten der sächsisch-polnischen Union komplett durch sächsisches Gebiet führt. Das war aber nicht immer so. Im Ergebnis des Wiener Kongresses wurden neben der Niederlausitz auch die nördliche und östliche Oberlausitz von Sachsen abgetrennt, so dass man ab 1815, aus Königsbrück kommend,  zwischen Straßgräbchen und Bernsdorf und auf der nachfolgend beschriebenen Radroute unmittelbar vor Liebegast die preußische Grenze passieren musste. Der eine oder andere alte Grenzstein zeugt noch heute davon.

Für den Radtouristen ist es möglich, große Teile dieser Etappe auf dem gut markierten Froschradweg zurückzulegen. Man trifft auf ihn bereits nach 13 km in Bulleritz, wo er sich aber zunächst nach Westen wendet, um kurze Zeit später wieder Richtung Osten über Großgrabe, Grüngräbchen, Wiednitz, Bernsdorf und Zeißholz nach Wittichenau und Hoyerswerda zu führen. Geradliniger auf Hoyerswerda zu führt der nachfolgende Wegvorschlag.

Wir verlassen Königsbrück in nordöstlicher Richtung, durchqueren Weißbach und erreichen nach insgesamt 8 km Gottschdorf. Nach weiteren 4 km trifft man dann, wie oben beschrieben, in Bulleritz auf den Froschradweg, dem man von hier über 26 km bis Liebegast folgen kann. Zunächst passiert man dabei Cunnersdorf (sorb. Hlinka). Das Ende des 17. Jh. erbaute, nach 1945 gesprengte Herrenhaus war einst Sitz Wolf Haubold von Schleinitz‘, Hofjustiziar und Appellationsrat am Hofe Augusts des Starken. Ein an ihn und seine Gemahlin erinnerndes Epitaph befindet sich in der Cunnersdorfer Kirche.

Weiter geht es nun nach Biehla (sorb. Běła). Das Gutshaus aus dem 17. Jh. befindet sich zwar in einem eher beklagenswerten Zustand, hat aber im Gegenteil zum benachbarten Schloss, welches zwischen 1871 und 1873 im italienischen Renaissance-Stil errichtet worden war, immerhin die Zeiten überdauert. Während der Herrschaft der sächsisch-polnischen Könige wechselten auf dem Rittergut mehrfach die Besitzer. Seit Mitte des 17. Jh. waren es die Herren von Ponickau. Johann Adolf von Ponickau (1653 – 1721) kaufte es 1706 von seinem Vetter Hans Adolph von Ponickau. Er war seit 1692 Landeshauptmann, also zweithöchster Beamter im Markgrafentum Oberlausitz und stieg 1713 zum Geheimen Rat auf. Nach dessen Tod ging das Gut auf einen ältesten Sohn, Carl von Ponickau, über. Dieser verkaufte aber schon 2 Jahre später an Hans Bastian von Zehmen (siehe Weißig). Ein weiteres Jahr später schon ging das Gut dann für einige Jahrzehnte an die sächsische Soldatenfamilie von Jeschky.

Durch das Weißiger Teichgebiet

Durch das Weißiger Teichgebiet

In Biehla wurde im Jahre 2000 im Rahmen eines deutsch-polnischen Kooperationsprojektes die aus den Jahren um 620 v. Chr. stammende „Sumpfschanze“, eine prähistorische Befestigungs- und Wohnanlage, ausgegraben. Überraschend große Mengen an Keramikfunden und Reste von Haus- und Wallkonstruktionen, sowie Spuren einer gewaltsamen Zerstörung ließen diese Grabung zu einer archäologischen Sensation werden. Die erhalten gebliebenen früheisenzeitlichen Hölzer ermöglichen es seither, auch die Hinterlassenschaften der Bewohner zeitlich zu bestimmen und so andere Orte Ostsachsens und des angrenzenden Südwestpolens, an denen keine hölzernen Funde erhalten geblieben sind, zu datieren.

Von Biehla nach Weißig (sorb. Wysoka) führt der Weg durch eine malerische Teichlandschaft. In Weißig angekommen, fällt das mit Elementen der Neorenaissance im Jahr 1908 vom Dresdner Architekturbüro Lossow & Kühne (siehe Leipziger Hauptbahnhof, Dresdner Schauspielhaus, Synagoge Görlitz) erbaute Schloss ins Auge. Es diente bis 1943 als Familiensitz der Adelsfamilie von Zehmen und verfügt über eine eigene Kapelle. Zum Schloss gehören eine Parkanlage und das Mausoleum der ehemaligen Eigentümer. Ein Steinrelief zeigt Hans Heinrich von Luttitz, Rittergutsbesitzer im 17. Jh. Das Schloss ist heute in Privatbesitz.

Der nächste Ort ist das 4 km entfernte, bereits 1383 erstmals erwähnte, Skaska (sorb. Skaskow). Das hier bis kurz nach Ende des 2. Weltkrieges stehende Schloss, soll zu Zeiten August des Starken als Umsteigestation auf dessen Reisen nach Polen genutzt worden sein – ein bemerkenswerter Umstand, verlief doch die Zürnersche Postroute wesentlich weiter westlich durch den Bernsdorfer Gemeinwald. Eine Erklärung für den Umweg könnte sein, dass seinerzeit verschiedene Beamte am Dresdner Hof Eigentümer auf Skaska waren. Darunter befand sich auch Kabinettsminister und Geheimrat Carl Heinrich Graf von Hoym, allerdings erst ab 1729. Er war vormaliger Ehemann der Anna Constantia von Brockdorff, der bereits 1713 in Ungnade gefallenen Mätresse August des Starken, Gräfin Cosel. Bis 1716 waren der kurfürstlich-sächsische Berg- und Kammerrat Ehrenfried von Klemm und dessen Sohn Johann Christian Eigentümer auf Skaska, danach Sophie Eleonore von Haugwitz, deren Gemahl ebenfalls Kabinettsminister und Oberkammerherr in Dresden gewesen war. Graf von Hoym, der 14 nicht ganz legal erworbene Rittergüter besaß, wurde von August dem Starken im Jahre 1731 zu einer Strafe von 100.000 Talern Strafe verurteilt. In Folge dieser musste er das Gut Skaska an seine Schwester Rahel Charlotte, verwitwete Gräfin von Vitzthum-Eckstädt, verkaufen. Obwohl nur 2 Jahre selbst Eigentümer, wohnte er noch mehrere Jahre im Schloss.

Über Liebegast (sorb. Lubhozdź), wo wir den südlichen Froschradweg verlassen und 1,5 km zum nördlichen Teil des Rundweges fahren müssen, geht es nun in die Kleinstadt Wittichenau (sorb. Kulow).

Wittichenau hat rund 6.000 Einwohner, davon ca. 65 % deutscher und 35 % sorbischer Nationalität. Zu den wichtigsten Baudenkmälern des 1248 erstmals erwähnten Ortes gehört die kath. Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“, die nach der Zerstörung durch die Hussiten 1440 wiederaufgebaut wurde und sich heute mit barocker Ausstattung präsentiert. Der Hauptaltar aus Stuckmarmor wurde 1722/23 von Mathias Wenzel Jäckel (Prag, aus Wittichenau gebürtig) entworfen. Auf dem Marktplatz befinden sich die rekonstruierte, kursächsische Postdistanzsäule von 1732 und das Krabat-Denkmal. Es erinnert an die bekannteste Sagengestalt der Sorben, Johann von Schadewitz, alias Krabat, der in Wittichenau und Umgebung seinen Schabernack getrieben hatte. Schadewitz war Vorwerksbesitzer in Groß Särchen (6 Kilometer südöstlich von Wittichenau) und hatte in den Diensten Augusts des Starken gestanden, an den Kämpfen gegen die Türken an dessen Seite teilgenommen und einen Giftanschlag auf ihn vereitelt. Otfried Preußler widmete Krabat einen Roman, der während des Großen Nordischen Krieges (1700 – 1721) spielt. Seit einigen Jahren gibt auch einen Krabat-Radweg, der die Route Dresden – Warschau in Wittichenau und vorher schon in Biehla schneidet. In der Stadt befinden sich zudem mehrere historische Mühlen, darunter die etwas außerhalb, am Kubitzteich, gelegene Schowtschickmühle, die letzte von drei Wassermühlen am Rande des Dubringer Moores.

Windmühle in Dörgenhausen

Windmühle in Dörgenhausen

Wir verlassen Wittichenau in nördlicher Richtung und legen 2 km bis nach Neudorf Klösterlich zurück. Danach führt der Weg 4 km entlang der zum NSG Dubringer Moor gehörenden Teichkette bis in das schon zu Hoyerswerda zählende Dörgenhausen (sorb. Němcy). Der Ort wartet mit einer 1707 im heutigen Polen (Wojewodschaft Lubuskie) erbauten und 1920 umgesetzten, sehr schön restaurierten Bockwindmühle auf. Westlich von Dörgenhausen liegt der Schauplatz eines Gefechts zwischen Preußen und Österreichern im Siebenjährigen Krieg (1759), bei dem 600 Österreicher fielen.

Bis ins Zentrum von Hoyerswerda (sorb. Wojerecy) sind es noch etwa 3 km.

 

Links

www.weissig-sachsen.de

www.schoenteichen.de

www.ossling.de

www.start.wittichenau.de