Der Streckenabschnitt von Żagań (Sagan) nach Głogów (Glogau) führt unter teilweiser Nutzung der mittelalterlichen Trasse der „Niederen Straße“, einem nördlich zur Via Regia verlaufenden historischen Handelsweg, durch die Wzgórza Dalkowskie (Dalkauer Berge) bis knapp 200 m über den Meeresspiegel. Żagań liegt 100 m, Głogów 80 m über dem Meer- die Etappe stellt die vom Höhenprofil bewegteste der Strecke nach Warschau dar. Neben einer abwechslungsreichen Landschaft erwarten den Reisenden geschichtsträchtige Dörfer und Kleinstädte.
Aus Żagań hinaus geht es auf der mäßig frequentierten Kożuchowska (Straße Nr. 296) zunächst über 12 km bis hinauf nach Jelenin (Hirschfeldau), einem 4 km langen Straßendorf, welches bis 1620 unter der Herrschaft derer von Knobelsdorff, einem später in Preußen zu militärischen Ehren gekommenen Adelsgeschlecht, stand. Die einstige Pracht des barocken Herrenhauses ist heute leider verblichen.
Nach weiteren 8 km erreicht man Stypułów (Herwigsdorf), ebenfalls ein Straßendorf. Im Unterdorf passieren wir die gotische Hedwigskirche und das klassizistische Herrenhaus. Im Mitteldorf biegen wir hinter dem sanierungsbedürftigen Herrenhaus der Familien von Müllenau, von der Goltz und von Kalkreuth rechts ab und verlassen die weiter nach Kożuchów (Freystadt) führende Straße Nr. 296. Freystadt war eine der sechs schlesischen Städte, denen in der Altranstädter Konvention von 1707 das Recht zur Errichtung einer evangelischen Gnadenkirche gewährt wurde. Die Kirche ist nicht erhalten geblieben, die Stadt verfügt darüber hinaus aber noch heute über eine Reihe von Sehenswürdigkeiten, die einen Abstecher rechtfertigen würden: eine komplett erhaltene Stadtmauer, den Marktplatz mit Renaissancegebäuden, ein klassizistisches Rathaus, ein Schloss und die auf die gotische Zeit zurück gehende Kirche.
Unsere Strecke führt nun 4 km durch das Oberdorf von Stypułów bis hin zur Straße Nr. 297, auf der wir rechts abbiegen und die nächsten 3 km absolvieren, bevor es nach links auf der Straße Nr. 293 nach dem schon 1220 urkundlich erwähnten Borów Wielki (Großen-Bohrau) geht, welches nach 2 km erreicht wird. Das Oberdorf war vom 15. Jh. bis 1707 Sitz der Familie von Unruh, deren Spross Georg in den Jahren 1704/05 königlich-polnischer Gesandter am preußischen Hofe war. Sein jüngster Bruder Karl brachte es zum Geheimen Rat in Dresden. Christoph von Unruh war im Jahre 1745 polnischer Generalleutnant und „Commandant zu Dresden“. Die später lebenden Söhne der Dynastie waren dann in preußischen Diensten.
Sehenswert in Borów Wielki ist die frühgotische St.-Lorenz-Kirche mit quadratischem Turm und Krypta aus dem 15. Jh. Auf dem Kirchhof befinden sich steinerne Zeugen der Adelsfamilie in Form von Wappen und Grabplatten. Im Innern der Kirche sind ein spätgotisches Triptychon und ein von Heinrich von Rechenberg gestifteter Taufstein zu bewundern. Das Pfarrhaus, Nr. 56, stammt aus dem 18./19. Jh.
Nicht weit von der Kirche entfernt befindet sich das klassizistische Schloss. Zu sozialistischen Zeiten erfuhr es eine Nutzung als Schulungszentrum für Traktoristen, Frauengefängnis und Schule und wurde heruntergewirtschaftet. Derzeit erfolgt der Wiederaufbau.
Wir biegen an der Kirche links ab und folgen der Straße über 3 km weiter nach Borów Polski (Windisch Bohrau). Der ebenfalls 1220 bereits beurkundete Ort beherbergt die Ruine des gotischen Schlosses der Familie Rechenberg aus dem 14. Jh. Dessen Verfall begann schon bald nach dem Erwerb durch die Jesuiten im Jahre 1649. Bis 1986 erfolgte noch eine Nutzung als Getreidespeicher. Weiterhin sehenswert sind die gotische St.-Klemens-Kirche aus dem Jahre 1414 und die St.-Annen-Kapelle (um 1600).
Wir kehren zur Hauptstraße zurück und wenden uns nach Nowe Miasteczko (Neustädtel, knapp 3.000 Einwohner und 1296 erstmals erwähnt), was nach 2 km erreicht wird. Die Lage an der die sumpfige Gegend von Szprotawa (Sprottau) umgehenden Niederen Straßen von Breslau nach Leipzig bzw. Hamburg begünstigte das Entstehen der Stadt, durch die Zürner seine Postroute von Dresden nach Warschau legte. Der Nachbau einer Postkutsche auf der Tadeusza-Kościuszki-Straße zeugt heute wieder davon. Am Haus Ecke Rynek/Tadeusza Kościuszki, einem ehemaligen Gasthaus, informiert eine kürzlich freigelegte steinerne Tafel aus dem Jahre 1816 über den Aufenthalt Friedrichs des Großen und zweier weiterer preußischer Könige, jeweils auf ihrem Wege von Berlin nach Breslau. 1773 ging der Ort in preußischen Staatsbesitz über und blieb im Zweiten Weltkrieg unversehrt. Sehenswert sind neben dem frisch sanierten Markplatz mit seinem Renaissance-Rathaus (Turm um 1650) die Pfarrkirche St. Maria Magdalena aus dem 14. Jahrhundert mit barocker Ausstattung und die klassizistische – ehemals evangelische – Kirche der Göttlichen Vorsehung, erbaut Ende des 18. Jh.
Die weitere Zürnersche Route nach Głogów führte seinerzeit wohl recht geradlinig über Bonów (Baunau), Kromolin (Schönau) und Żukowice (Herrndorf). Heute besteht die Gefahr, dass man sich auf diesem Weg durch Felder und Wälder an einer der vielen Abzweigungen verfährt. Es empfiehlt es sich deshalb, von Nowe Miasteczko aus auf der Szosa Bytomska (Straße Nr. 293) zunächst 9 km nach Bytom Odrzański (Beuthen) zu fahren. Der Ort an der Oder war bereits in der Vorzeit besiedelt und beherbergte einst sogar eine Universität. Die Stadt verfügt über einen schönen Marktplatz mit klassizistischen und barocken Bürgerhäusern, ein barockes Rathaus und die katholische Stephanskirche (Ende 16. Jh.).
Die verbleibenden 21 km nach Głogów führt die wenig befahrene Straße Nr. 292, die hinter Bytom eine beachtliche Steigung bereithält.
Nach etwa 5 km empfiehlt sich ein Abstecher zum Renaissance-Schlösschen in Czerna (Klein-Tschirne), dessen private Besitzer zuweilen eine Besichtigung ermöglichen. Das sächsische Wappen in der Fassade zeugt von seiner Nutzung als sächsisch-polnische Poststation. Neben dem Schloss existieren diverse historische Nebengebäude und ein Park.
Vorbei an Żukowice mit seiner Renaissancekirche erreichen wir dann das Etappenziel in Głogów nach 16 km.
Links:
www.zukowice.pl/nasza-gmina-mainmenu-60/zamek-w-czernej.html